Viele Pflanzen produzieren Wirkstoffe zur Selbstheilung – aber keine bisher bekannte Art kann sich mit eigenen Abwehrstoffen so gut gegen Schädlinge und Krankheiten schützen wie der Neembaum. Sein wichtigster Inhaltsstoff, das Azadirachtin, leistet auch gegen diverse Gartenschädlinge gute Dienste. Eine kurze Zusammenfassung zu Neem im Frage-Antwort-Stil.
Neem -mehr als ein biologisches Pflanzenschutzmittel für unseren Garten

Woher stammt das Wort „Neem“?
Das Wort „Neem“ stammt aus dem Ursprung aller indoeuropäischen Sprachen und bedeutet „Heilspender“ und „Krankheitserleichterer“.
Woraus wird der Wirkstoff Neem gewonnen?
Neem wird vom gleichnamigen Neembaum (Azadirachta indica) gewonnen. Der Baum stammt aus Pakistan und Indien, ist jetzt aber auf fast allen Kontinenten eingebürgert. Er wächst sehr schnell, wird bis zu 30 Metern hoch und verträgt Trockenheit gut. Bei ausbleibendem Regen wirft er die Blätter ab, um sich vor Trockenschäden zu schützen. Die Frucht (Samen) des Baumes wird gepresst. Hier durch steht uns dann das Neemöl zu Verfügung. Die Inhaltsstoffe des Öls sind Azadirachtin A und B. Sie werden in Pflanzenschutzmitteln gegen saugende und beißende Insekten eingesetzt. Der Einsatz erfolgt im Sprüh- oder Gießverfahren. Die natürlichen Wirkstoffe sind in den Blättern, in der Rinde und in den Samen des Baumes eingelagert.
Welche Wirkungen besitzt Neem beim Menschen?
Neem besitzt verschiedene Heilwirkungen seiner Inhaltsstoffe beim Menschen. So ergaben Tests die Verhinderung und Heilung von Zahnfleischinfektionen sowie eine blutreinigende Wirkung. Die Anwendungsgebiete von Neem sind sehr vielfältig von der Bekämpfung von Atemerkrankungen, die Behandlung von Pilz- und Hauterkrankungen, Schnittwunden, Abschürfungen, Verstauchungen, Verbrennungen, Hilfe beim Stressabbau oder der Schlaflosigkeit.
Gegen welche Schädlinge kann ich Neem einsetzen?
Blattläuse, Raupen, Minierfliegen, Weiße Fliege, Frostspanner, Buchsbaumzünsler, Trauermücken, Trauermückenlarven, Kartoffelkäfer, Kartoffelkäferlarve, Thripse, Lilienkäfer, Zikade und auch Schnecken.
Welche Wirkung besitzt Neem als Pflanzenschutzmittel?
Die Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Azadirachtin besitzen eine systemische Wirkung. Das heißt, dass der Wirkstoff in der gesamten Pflanze verteilt wird. Azadirachtin ist ein farb- und geruchloses Öl. Neem stört die Entwicklung von Insekten, genauer gesagt die Häutung zwischen den einzelnen Stadien (von Larve zu Larve, Larve zu Puppe und Puppe zum Vollinsekt).
So kann Neem seine Wirkung gegen Saugende Insekten wie die Blattläuse aber auch gegen diverse Raupen und Käfer gut entfalten.
Der Wirkstoff wird sowohl bei Kontakt mit dem Insektenkörper als auch über die Nahrung aufgenommen. Neem ist teilsystemisch und wird im Pflanzengewebe transportiert. Neem besitzt keine Sofortwirkung, es braucht ca. 10 Tage, bis die Wirkung eintritt.
Darf das Pflanzenschutzmittel im ökologischen/biologischen Landbau eingesetzt werden?
Ja, es erfüllt die EG-Öko-Basisverordung Nr. 834/2007.
Sind die Neem-Produkte bienengefählich?
Nein, genaue Kennzeichnung lautet BN664 (B4), also nicht bienengefährlich.
Wie lang ist die Wartezeit bei den Neem-Pflanzenschutzmitteln?
Je nach Einsatz bis zu 14 Tagen.
Was sollte man zur Anwendung von Neem beachten und wissen?
Den besten Behandlungserfolg erzielt man, wenn die frühen Insektenstadien Raupe und Larve getroffen werden. Bei erwachsenen Tieren wirkt die Substanz allerdings weniger. Wichtig für eine erfolgreiche Behandlung ist die möglichst vollständige Benetzung der Blätter, auch auf der Blattunterseite. Eine Gießbehandlung zum Beispiel gegen Trauermücken in Gefäßen ist ebenso möglich. Das Pflanzenschutzmittel darf allerdings nicht bei Temperaturen über 25 Grad ausgebracht werden. Zu vermeiden ist auch eine direkte Sonneneinstrahlung. Die Schädlinge werden schon wenige Stunden nach der Behandlung inaktiv und stellen ihre Nahrungsaufnahme ein. Der natürliche Vermehrungszyklus wird dadurch unterbrochen und die Schädlinge sterben nach wenigen Tagen ab.
Welche weiteren Wirkungen kann Neem auf unsere Pflanzen aufweisen?
Dünger, die mit Neem angereichert sind, wirken sich positiv auf ein gesundes und stärkeres Pflanzenwachstum aus. Der sogenannte „Neempresskuchen“ enthält eine hohe Konzentration an wichtigen Pflanzennähstoffen wie Stickstoff, Phosphor, Kalium und Magnesium. Neem macht unsere Pflanzen widerstandsfähiger gegen Krankheiten und weist pflanzenstärkende Effekte auf.
Sven Wachtmann, Vorstandsmitglied für Fachberatung
07/2022
