Die Bildungsreihe „(Stadt-)gärtnern im Klimawandel“ war am 16. September zu Gast im Bezirksverband der Gartenfreunde Pankow e.V.
7. Forum Stadtgärtnern: Bodenpflege im Klimawandel in Kleingärten und Gemeinschaftsgärten
Seminarteilnehmer erkunden den Schaugarten des Garten- und Informationszentrums Pankow. Fotos: Wolfgang Hemmann
Böden stehen in einer Wechselbeziehung mit dem Klima. Eine Erhöhung der durchschnittlichen Lufttemperaturen führt zu einem Anstieg der Bodentemperatur. Die Aktivität der Bodenorganismen nimmt zu, wodurch die organische Substanz im Boden schneller abgebaut wird. Die Gefahr der Erosion und Auswaschung von Nährstoffen in tiefere Bodenschichten und letztendlich in das Grundwasser wird im Winter durch die Zunahme von Niederschlägen noch verstärkt. – Dies ist nur ein kleiner Einblick in die komplexen Auswirkungen des Klimawandels auf den Boden, den Dr. Friedrich-Karl Schembecker, pädagogischer Mitarbeiter des Freilandlabors Britz e.V., den Klein- und Gemeinschaftsgärtnern gab.
Die Empfehlungen, die er und Sven Wachtmann, Landesgartenfachberater des Landesverbandes Berlin der Gartenfreunde e.V., hinsichtlich einer angepassten Bodenpflege gaben, gingen in eine ähnliche Richtung: Durch die gezielte Anwendung von Kompost, Mulch oder Gründüngung könne dem verstärkten Abbau organischer Stoffe im Boden entgegengewirkt werden. Außerdem ist bei der Bodenpflege zu beachten, dass der Boden schonend bearbeitet wird, um die Verdunstung von Wasser zu vermeiden. Sven Wachtmann verwies auf die Bedeutung von Gesteinsmehlen und anderen Bodenzusatzstoffen für eine Verbesserung der Bodenstruktur und der Wasser- und Nährstoffspeicherfähigkeit des Bodens. Friedrich-Karl Schembecker hob den Wert organischer Stoffe besonders hervor und sprach sich für einen Verzicht auf torffreie Erden aus. So leiste man einen Beitrag zum Schutz der Moore und dadurch zum Umwelt- und Klimaschutz. Regelmäßige Bodenanalysen sollten unbedingt durchgeführt werden, um bedarfsgerecht düngen zu können. In Deutschland sind beispielsweise nahezu achtzig Prozent aller gärtnerisch genutzten Böden mit Phosphor überdüngt.
Sven Wachtmann gibt Empfehlungen zur Bodenversorgung in Kleingärten und Gemeinschaftsgärten.
Höhepunkte der Veranstaltung waren die Analysen von Bodenproben der Gärtnerinnen und Gärtner durch Sven Wachtmann sowie die Apfel-Ausstellung, eine Leihgabe der Obstbauversuchsstation in Müncheberg. Auch die Führungen zum Schaugarten und Naturlehrpfad des Garten- und Informationszentrums fanden positiven Anklang.
Am Tag darauf im Rahmen des Workshops „Kompostierung und Terra Preta im Klima(schau)garten“ vertieften Martina Kolarek (Die Boden Schafft, Berlin) und Julia Seidel (Hubus – Erde schenken, Berlin) verschiedene Ansätze der Kompostierung. Stephan Seidel, ein passionierter und experimentierfreudiger Gärtner, stellte seine Erfahrungen mit Terra Preta ähnlichem Substrat vor. Der Workshop ließ viel Zeit für den Austausch. Verschiedene Ansätze des Kompostierens wurden bei einem Rundgang zu Kompostmieten der Kleingartenanlage Rosenthal-Nord und des Schaugartens des Garten- und Informationszentrums Pankow erkundet. Stephan Schmidt teilte seine Erfahrungen zum Mischungsverhältnis der Substrate und dem Eigenbau einer Wurmkiste und führte Bau und Befüllen der Wurmkiste vor. Als besondere Zugabe demonstrierte Ulrich Balling einen Pyrolyseofen zur Herstellung von Pflanzenkohle für den Garten.
Beide Veranstaltungen waren mit rund fünfzig Gärtnern und Gärtnerinnen und Fachberatern aus Berlin, Brandenburg und München, aus schulpädagogischen Gartenprojekten sowie Interessierten aus Umwelt- und Nachhaltigkeitsinitiativen gut besucht.
Paula Zinsmeister und Eva Foos
Projektbearbeiterinnen
Text in längerer Fassung auch zu finden im Berliner Gartenfreund, Ausgabe November 2016
Projekt: „Urbane Klima-Gärten: Bildungsinitiative in der Modellregion Berlin“ der Humboldt-Universität zu Berlin
Am 2. Dezember 2016 findet das 8. Forum Stadtgärtnern statt.
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