Verfasst am 04.05.2020 um 13:05 Uhr

Artenschwund geht uns alle an. Werden Sie aktiv!    

von Dr. Corinna Hölzer    

Auf welchen Veranstaltungen rund um die Themen „biologische Vielfalt“, „Naturschutz“ oder „Naturgärtnern“ ich anderen Experten auch lausche: Überall bemühen sich Engagierte und Wissenschaftler, sich von den bestürzenden Zahlen nicht unterkriegen zu lassen. Von Zahlen, die uns den dramatischen Artenschwund weltweit und auch in Deutschland vor Augen halten: Mehr als 30.000 Arten (!) sind vom Aussterben bedroht, das entspricht 27 % aller erfasster Arten. 

Eine von vielen gefährdeten Arten: Die Feldhummel.  In manchen Bundesländern bereits ausgestorben, in Weiteren vom Aussterben beddroht oder stark gefährdet. 

Mut zum Schaffen von Lebensräumen

Die neue Kunst der Aktivisten besteht darin, sich gegenseitig Mut zu machen. Wir müssen über unsere guten Taten sprechen, den Funken der Begeisterung auf andere überspringen lassen, uns gegenseitig unterstützen und Hoffnung geben. Auch Sie, liebe Gartenfreundinnen und -freunde, geben Hoffnung, wenn Sie mit kleinen oder großen Projekten Lebensräume schaffen, politisch aktiv werden oder Gemeinschaftsflächen bienenfreundlich gestalten!


"Bienenfreundlich" ist nicht immer bienenfreundlich 

Wichtig bei allem Engagement ist, dass wir uns fachlich austauschen und keinen blinden Aktionismus an den Tag legen. Supermärkte, Baumärkte und Gartencenter überschlagen sich derzeit, Saatgut und Stauden als „bienenfreundlich“ zu deklarieren. Allerdings lohnt ein zweiter Blick auf das Produktsortiment: So schön viele fremdländische Blumen auch sein mögen, unsere natürlichen Ökosysteme erleiden seit Jahrzehnten einen Niedergang, sodass heimische Pflanzen auch im städtischen Raum gefördert werden müssen. Diese sind in den meisten Gärten kaum noch zu sehen.


Lieber heimisch als exotisch - warum?

Auch wenn einige Wildbienen Nektar und Pollen an exotischen Zierpflanzen als Nahrung nutzen, bedeutet das nicht, dass sie den Wert unserer heimischen Biodiversität steigern. Viele Zierpflanzensorten bilden trotz Bienenbesuch keine Samen und Früchte mehr aus und vermehren sich nicht. So sind es vor allem Wildpflanzen, die neben Blattmasse auch Samen und Früchte produzieren, von denen viele Wildtiere leben. Auch im Kleingartenwesen sollten daher viele Refugien geschaffen werden, die Leben in unterschiedlicher Form zulassen. Dabei müssen wir den Blick auf voneinander abhängige Pflanzen- und Tiergemeinschaften schärfen.


Deutschland soll noch lange "summen"!

Was ich durch die Initiativen „Berlin summt!“ und „Deutschland summt!“ an wunderbaren Naturaktivitäten von unterschiedlichsten Menschen erlebe, berührt und beglückt mich sehr. Gleichzeitig bemerke ich bei meinen Gartenseminaren, die ich seit Jahren im Landesverband abhalte, dass die Teilnehmenden großes Interesse an bienenfreundlichem Gärtnern haben. Beides zeigt, dass vielen Menschen die Natur am Herzen liegt. Leider wissen sie nicht immer, wie und wo sie sich engagieren können. Neben dem bundesweiten Pflanzwettbewerb „Wir tun was für Bienen“ gibt es aber viele Möglichkeiten.


Kleingärten als Juwelen der Artenvielfalt

Ich möchte Sie daher ermutigen: Beteiligen Sie sich an Aktionen, die der Natur auf die Sprünge helfen! Teilen Sie Ihr Wissen, starten Sie Pflanzungen und erfreuen sich an Ihren Erfolgen. Auf dass die Kleingärten Berlins zu „Juwelen der Artenvielfalt“ werden. Machen Sie sich auf zu neuen Taten, schon in diesem Frühjahr!


Dr. Corinna Hölzer

Leiterin der Stiftung für Mensch und Umwelt und Initiatorin von „Deutschland summt!




Dieser Beitrag ist als Editorial der April-Ausgabe 2020 der Verbandszeitschrift Berliner Gartenfreund erschienen. 

Foto Feldhummel: Basti1978200, CC BY-SA 3.0, Wikimedia commons