Die Berliner Gartenfreunde ziehen auf ihrem Landesverbandstag eine positive Bilanz: Der eingeleitete Entwicklungsprozess ist erfolgreich vorangeschritten, die nächsten Schritte hin zur dauerhaften Sicherung der Kleingartenanlagen wurden vorgestellt und die Delegierten gaben dem Vorstand für die inhaltliche Ausrichtung der Arbeit und den Haushaltsplan 2018 ihre Zustimmung.
„Die Kleingärtner werden zu Dienstleistern für die Berliner Bevölkerung“
Geschäftsführender Vorstand des Landesverbandes Berlin der Gartenfreunde
74 Delegierte aus allen Bezirksverbänden nahmen am Landesverbandstag teil
Günter Landgraf an die Delegierten: Wir müssen nicht in jedem Detail gleicher Auffassung sein, aber die strategische Ausrichtung muss stimmen und durch alle Gliederungen mitgetragen werden.
Die Fortführung der Neuausrichtung, die der Vorstand bei seiner Wiederwahl im vergangenen Jahr angekündigt hatte, verlief im Jahre 2016 sehr positiv. Die Mitglieder des geschäftsführenden Vorstandes stehen nach der Wahl zum Abgeordnetenhaus mit der Berliner Politik in einem von Vertrauen getragenen Dialog. Ferner arbeiten sie mit den Senatsverwaltungen sachorientiert zusammen, suchen den Schulterschluss mit den Naturschutzverbänden und werben bei der Bevölkerung für die Akzeptanz der Kleingartenflächen. In seiner Rückschau fasste Günter Landgraf das Jahr 2016 als „Berlin nach dem Wahljahr“ zusammen: Bewährtes konnten die Kleingärtner fortsetzen, auf neue Anforderungen haben sie reagiert und sich auch aktiv eingebracht. So etwa als Teilnehmer des 4. Stadtforums „Berlins neue Gründerzeit. Alle wollen wohnen“, der Podiumsdiskussion „Berlin baut – sich zu“, der Beratungen der Steuerungsgruppe zum Kleingartenentwicklungsplan (KEP) oder der Kundgebung vor dem Rathaus Charlottenburg. „Wir haben uns verändert und dadurch an Bedeutung zugelegt. Mehr denn je stehen wir nun im Fokus der Öffentlichkeit“, freut sich Präsident Günter Landgraf in seinem Geschäftsbericht an die Delegierten und gibt die weitere Richtung vor. „Das setzt aber auch Maßstäbe. Natürlich müssen wir immer wieder neu über Veränderungen nachdenken und entsprechend handeln – damit wir eine Zukunft haben.“
Die Berliner Gartenfreunde wollen ihre Kleingärten "klimafest" machen, um unverzichtbarer Bestandteil der Berliner Strategie einer klimagerechten Stadt zu werden. Dafür können sie an die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Humboldt-Universität im Projekt "Urbane Klimagärten" anknüpfen. Foto: W. Hemmann
Mit gutem Beispiel vorangehen statt jammern und fordern
Eine grüne, gesunde und soziale Stadt braucht ihre Kleingärten. Öffentliche Kleingartenanlagen müssen daher dauerhaft gesichert und Teil der Daseinsvorsorge werden – dürfen nicht dem Flächenfraß anheimfallen. Aber nur mahnen und fordern kommt für die Berliner Gartenfreunde seit dem letzten Vorstandswechsel nicht mehr in Frage – mit attraktiven Kleingärten und aktiven Vereinen wollen sie die Stadtgesellschaft sowie Politik und Verwaltung für ihre Ziele gewinnen. Dies bedeutet für den Landesverband, vor allem seine Gliederungen darin zu unterstützen, mit den Veränderungen in Natur und Gesellschaft Schritt zu halten. „Es geht um Vernetzung und wertschätzende Kommunikation, um Konfliktfähigkeit und Loyalität, um den Blick für das große Ganze und die Bereitschaft zur Weiterbildung“, appelliert Günter Landgraf an die Delegierten und Bezirksvorstände. „So haben wir mit der Zusammenstellung statistischer Daten zu den Berliner Kleingartenanlagen ein wichtiges Teilziel in Angriff genommen. Denn unsere politischen Forderungen lassen sich nur mit verlässlichem Datenmaterial begründen.“
Mit gutem Beispiel vorangehen – diesem Motto folgt auch der nächste Schritt, den Präsident Günter Landgraf im Namen des geschäftsführenden Vorstandes vorgeschlagen hat: Die Berliner Kleingartenanlagen sollen schrittweise „klimafest“ gemacht werden, damit sie zu einem unerlässlichen Bestandteil der Klimastrategie Berlins avancieren. „Wir positionieren uns damit als Dienstleister für alle Berliner in dem Bemühen, die negativen
Folgen des Klimas erträglich zu halten“, fasst Günter Landgraf die Intention zusammen. „Wir müssen zuerst bei uns selbst anfangen und unsere
Gert Schoppa berichtet über die Pläne zur Verbandszeitschrift: Da eine digitale Version immer häufiger angefragt wird, planen wir die schrittweise Umstellung - dadurch sinken dann auch die Kosten.
Gärten etwa klimarelevant aufwerten, um sie dadurch dem Zugriff für andere Nutzungen zu entziehen.“ Ein entsprechendes Projekt liegt in Grundzügen bereits vor und wird den Bezirksverbänden und Unterpächtern in den kommenden Monaten bekanntgemacht. In der anschließenden Aussprache zum Geschäftsbericht signalisierten die Delegierten Interesse an diesem Vorhaben und nahmen die formulierten Ziele einstimmig an.
Haushaltsentwurf 2018: Rigoroser Sparkurs nötig
Gert Schoppa, Schatzmeister der Berliner Gartenfreunde, präsentierte für das Haushaltsjahr 2016 ein ausgeglichenes Ergebnis. Die Delegierten gaben daher dem Antrag des erweiterten Vorstandes statt und stimmten der Entlastung des geschäftsführenden Vorstandes für das Jahr 2016 und dem Haushaltsentwurf für 2018 einstimmig zu.
Für die Ausgaben im Jahre 2017 und den Haushalt 2018 orientierte Gert Schoppa auf einen rigorosen Sparkurs. Beitragserhöhungen konnte er nicht ausschließen. Hintergrund ist die prognostizierte sinkende Mitgliederzahl. Diese liege zwischen 300 und 500, da etwa private Eigentümer von Kleingartenflächen bereits Kündigungen angemeldet hätten und die weitere Mitgliedschaft eines mitgliederstarken Vereins innerhalb eines
Wolfgang Gesper verliest den Bericht des Rechnungsprüfungsausschusses und empfielt die Entlastung des geschäftsführenden Vorstandes.
Fotos: LV Berlin, Jana Vallejo-Manzano
Bezirksverbandes unsicher sei. „Wir müssen alle Ausgabepositionen gleichermaßen auf Einsparpotentiale prüfen“, kündigte Gert Schoppa an.
„Dazu gehören die internen Veranstaltungen ebenso wie die Teilnahme an der Internationalen Grünen Woche und andere Posten.“ Aufgrund von Personalentscheidungen konnten die Kosten der Geschäftsstelle für die Jahre 2017 und 2018 gesenkt werden. Die Mittel aus dem Landeshaushalt für die Schulungs- und Weiterbildungsveranstaltungen sind voraussichtlich gesichert.
Zum Thema Künftige Teilnahme an der Grünen Woche entspann sich eine lebhafte Diskussion, in der sehr unterschiedliche, zum Teil konträre Positionen der Bezirksvertreter deutlich wurden. „Der Landesverband muss erst die inhaltlichen Aufgaben definieren und dann die haushaltstechnische Umsetzung festlegen“, schloss Gert Schoppa, Schatzmeister der Berliner Gartenfreunde, die Aussprache zum Kassenbericht ab. „Zur Art der Beteiligung an der Grünen Woche und zu alternativen Veranstaltungen werden wir uns im geschäftsführenden Vorstand verständigen und dann dem erweiterten Vorstand unsere Vorschläge unterbreiten.“
Günter Landgraf gratuliert Michael Matthei (l.) zum neuen Amt: Mit Ihnen sind künftig die Charlottenburger Gartenfreunde wieder stärker auf Landesebene vertreten.
Nachwahl des Schriftführers
Da im Verlauf des ersten Halbjahres 2017 das Vorstandsmitglied Dr. Gabriele Gutzmann die Position des Schriftführers niedergelegt und aus dem geschäftsführenden Vorstand ausgeschieden war, wurde die Nachwahl des Schriftführers auf dem Landesverbandstag am 17. Juni nötig. Auf Vorschlag des Bezirksverbandes Charlottenburg der Kleingärtner e.V. stand Michael Matthei als Kandidat zur Wahl. Nach kurzer Vorstellung der Person befürwortete die Mehrzahl der Delegierten die Wahl des Kandidaten. "Ich bin seit sechzig Jahren Kleingärtner und brenne für die Berliner Kleingärten", begründet Michael Matthei seine Motivation zur Amtsübernahme. "Wir Charlottenburger sind von der Gefahr der Flächenberäumung besonders betroffen. Da bringe ich gern meine jahrzhentelange Erfahrung aus der Bürgerinitiative Ruhwald ein."