Wildbiene des Monats Juli
Die Schuppenhaarige Kegelbiene
Jede fünfte Wildbienenart in Deutschland gehört zur Gruppe der „Kuckucksbienen“. Es sind Bienen, die ihre Nachkommen nicht selbst mit Futtervorräten versorgen. Dazu zählt auch die Biene des Monats Juli der Stiftung für Mensch und Umwelt, die wir Ihnen in der Reihe „Wildbiene des Monats“ vorstellen möchten: die Schuppenhaarige Kegelbiene. In Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt gilt sie als stark gefährdet und in Niedersachsen sogar als vom Aussterben bedroht.
Auffälliger Kontrast
Kegelbienen haben im Allgemeinen einen kegelförmigen, zum Körperende schmaler zulaufender Hinterleib. Helle Binden oder Flecken am Hinterleib geben ihnen einen auffälligen Kontrast in Schwarz und Weiß.
Bei der Schuppenhaarigen Kegelbiene fällt zudem bei beiden Geschlechtern die schuppenartige Körperbehaarung auf. „Bei den Weibchen ist der abgerundete Hinterteil gut erkennbar, wohingegen die Männchen dort die für Kegelbienen typischen Dornen besitzen“, weiß Cornelis Hemmer, Fachmann der Stiftung für Mensch und Umwelt zu berichten. Bei den Weibchen seien außerdem die Mundwerkzeuge und die Hinterleibsspitze rot gefärbt.
Sonnenanbeterin
Von Juni bis August fliegt sie. Laut Stiftung ist sie eine wahre „Sonnenanbeterin“, die trockenwarme Standorte liebt. Das können Magerrasen, Brachflächen, Trockenhänge, Binnensanddünen und Flugsandfelder sein. Hier sucht sie auch nach „Wirtsbienen“ und ihren Nestern. Sie ist dabei auf die Stein- und Erdnester der Filzzahn-Blattschneiderbienen und Dünen-Blattschneiderbienen spezialisiert und legt dort ihre Eier in noch unverschlossenen Brutzellen ab.
Entwicklung im Wirtsnest
Nach drei Tagen schlüpft eine Larve. Sie isst vom hinterlegten „Pollenbrot“ und nach etwa einer Woche auch das Ei der Wirtsbiene. Solch ein Verhalten ist in der Biologie als Brutparasitismus bekannt. „Nach der Kotabgabe und der Fertigstellung des Kokons überwintert sie im Wirtsnest als sogenannte Ruhelarve“, erläutert Cornelis Hemmer die weitere Entwicklung. „Im Frühjahr setzt sie die Verpuppung fort, bis sie schließlich als ausgebildete Wildbiene im Frühsommer ausfliegt und sich erneut auf die Suche nach passenden Wirtsbienen macht“, so der Bienenexperte weiter.
1 Quadratmeter Sandfläche reicht
Wir können als Gartenfreunde für trockenwarme „Lebensräume“ für die Schuppige Kegelbiene und ihre Wirtsbienen sorgen, denn in unserer Umwelt geht ein geeignetes Umfeld vielerorts verloren. Ursachen dafür seien laut Stiftung die ungebremsten Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft und dem Verkehr sowie die Bebauung durch Siedlungen und Verkehrswege. Die wenigen noch verbleibenden Ruderalstandorte, wie Wegränder, Hofplätze und Aufschüttungen, würden zunehmend vergrasen und verbuschen.
„Achten Sie im Garten oder in der Kleingartenanlage darauf, dass Freiflächen geschaffen werden, erhalten bleiben und das Mahdgut abgeräumt wird“, erbitten die Fachleute der Stiftung. Auch seien sogenannte Rohböden, das heißt vegetationsarme Standorte, für unsere erdbewohnenden Wildbienenarten lebenswichtige Nistflächen. „Außerdem können Sandlinsen schon von 1 m2 Größe und mit einer Tiefe von mindestens 30 cm wertvolle Nistplätze für Wildbienen sein“, erklärt Cornelis Hemmer, der auch Mitinitiator der Initiative „Deutschland summt!“ ist.
Interessierte finden die Verbreitungskarte unserer Juli-Biene unten im PDF. Mehr zu Bienen finden Sie auf www.deutschland-summt.de und mehr zur Stiftung auf www.stiftung-mensch-umwelt.de.
Dr. Marion Kwart
Landesverband Berlin der Gartenfreunde, Öffentlichkeitsarbeit
Foto: Roland Günter
Dieser Artikel ist auch im 'Berliner Gartenfreund' (Juli-Heft 2021, Seite 7/30) erschienen.