All inclusive: Star, Stimmung und Drinks beim 56. Ball der Gartenfreunde
Er kam, sang und siegte

Parkett-Füller: Die Amorados sorgten mit prächtigem Orchestersound und wohltemperierten Vokalisten für eine stets gefüllte Tanzfläche
Fotos: Verlag W. Wächter/Dieter Hautmann
Schon von weitem sah man im Wind flackernde Lichter vor dem Palais am Funkturm. Beim Herantreten kam erste Stimmung auf. Gartenfackeln säumten einen roten Teppich, der den Gästen des 56. Balls der Berliner Gartenfreunde zur Eröffnung der Grünen Woche den Weg wies. In der Vorhalle nahm ein Livrierter, deutlich erkennbar als Kontrolleur, stichprobenartig Besucher in Empfang. Dem freundlichem Lächeln und „darf ich bitte mal Ihre Eintrittskarten sehen?“ folgte ebenso höflich, aber bestimmt die Aussage: „Das ist aber eine besonders gelungene Fälschung.“

Schmelztiegel: Auf der Bühne der Hit- Matador Roland Kaiser, ihm zu Füßen die textsichere Fan-Gemeinde, vorwiegend weiblich
Dermaßen augenzwinkernd begrüßt, wartete in der Ehrenhalle die Offerte, sich vom zünftig dargebotenen Tablett des Kellners einen Begrüßungsdrink – Wein, Sektoder Selters – zu nehmen. Mehr als nur eine Willkommensgeste, waren doch diesmal Getränke im Kartenpreis inbegriffen. Dafür musste
man ein wenig tiefer als sonst in die Tasche greifen. Doch diejenigen, die sich gern darauf eingelassen hatten, wussten warum und kamen voll auf ihre Kosten. Erwartete sie doch zu späterer Stunde ein Show-Act der Extraklasse. Kaiser ohne Walzer, aber mit einem Füllhorn seiner besten Hits.
Auf dem Weg in den festlich dekorierten Ballsaal wartete rechter Hand der viel gefragte Ballfotograf, links wurden erste Bierchen gezischt, und der eine oder die andere suchte mit den beliebten XXL-Brezeln den Tisch auf. Dabei half gern eine Platzanweiserin der besonderen Art, die mit ihrem Dress ans Moulin Rouge erinnerte. Den Cancan hätte sie jedoch kaum darbieten können, ihr Reifrock wäre im Weg gewesen. So aber war die Krinoline ein Blickfang, zumal sie in ihrer Durchsichtigkeit mehr Einsichten als Verhüllung gewährte. Für ein freiwilliges Pflichtfoto nahmen der Cheforganisator des Balls, Landesschatzmeister Gert Schoppa, und Präsident Günter Landgraf die Dame durchaus gern in die Mitte.

Reifrockig: Gern flankierten ein Präsident
und ein Schatzmeister die anmutige
Ballerina
Die Ballgäste zeigten eher Tendenz zu herkömmlicher Garderobe. Die Herren in schwarzem Zwirn, Smoking hier und dort, Dinnerjacket – mal in Weiß, häufig fliegendekoriert, die Damen überwiegend in gedeckten Tönen, aber Farbtupfer in Blau, Rot oder Weiß fielen ins Auge. Deutlich wurde Dekolleté getragen, wobei vereinzelt weniger davon erheblich mehr gewesen wäre. So gestylt kam auf der Tanzfläche ganz schnell Freude auf, die von der reich besetzten, illusteren Show- und Partyband Amorados kräftig angeheizt wurde – und das bis weit nach Mitternacht mit bekannten Rhythmen und internationalem Hitrepertoire. Das machte selbst tanzmuffligen Kleingärtnern die Beine – oder waren deren fordernde Damen eherder Auslöser?
Unter den amüsierten Ballgästen machte man diesmal auffällig viele jüngeren Geburtsdatums aus. Sicherlich war der erwartete Auftritt des Stargasts der wesentliche Grund. Der launige Moderator des Abends Hellmuth Henneberg, bestens bekannt aus seinem rbb-Magazin „Gartenzeit“, entsprechend gewandet, gab gegen 22 Uhr dieBühne frei für den Live-Auftritt des One-and-only-Kaiser, Roland mit Vornamen. Begeisterter Applaus aus dem Saal, vor der Bühne kein Durchkommen mehr, die vor allem weiblichen Fans jeden Alters kannten kein Pardon bei der Platzverteidigung.
Deutschlands Hit-Kaiser war nicht allein gekommen, zusammen mit seiner spielfreudigen Band brachte er souverän über die Rampe, was die Menge von ihm erwartete. Von „Dich zu lieben“, über „Santa Maria“ bis zu „Joana“ ließ der Stargast die Stimmung aufkochen, so dass ihm selbst heiß wurde, was er mit dem lässig inszenierten Ablegen seines Jacketts quittierte, um dann in rot berückter Weste weiterzumachen.

Drei Damen vom Ball: Diese Grazien
dankten dem Kaiser mit Blumensträußen
für sein Live-Konzert
Das Publikum jubelte, ging mit und viele Lippen bewegten sich zu jeder Silbe seiner Texte. Wäre ihm eine Zeile entfallen, der Saal hätte sie wettgemacht. Eine Stunde war vorgesehen für das Konzert, eine Viertelstunde an Zugaben legte er noch drauf. Drei offizielle Grazien mit Blumen verabschiedeten Roland Kaiser, seine Background-Sängerinnen und die Band, der Ball dankte mit heftigem Applaus.
Für die Gäste war nach diesem animierenden Star-Intermezzo noch lange nicht Schluss. Prösterchen hier, Prösterchen dort, Smalltalk oder sogar sachbezogene Gespräche – schließlich waren Politiker im Saal aus Spandau, Charlottenburg, dem Bundestag und aus den Reihen der Gartenfreunde der Präsident des Office International, der BDG-Präsident und von verschiedenen Landes- und Bezirksverbänden.
Im Saal legten sich die Amorados ins Zeug, die Ehrenhalle rockte in bewährter Manier Markus Nowak mit Sängerin Simone, dass man vom Hören dachte, hier ist mindestens ein Quartett am musikalischen Werk. Das übertrug sich so in die Knochen, dass manche Arthrose zumindest für diese Ballnacht in Vergessenheit geriet. Als sich die Pärchen peu à peu auf den Heimweg machten, waren zwar längst die Begrüßungsfackeln erloschen, dafür aber gab es eine langstielige Abschiedsrose für jede Dame. Den Herren blieb die Freude, ihre Ballpartnerin ausgeführt zu haben.
Dieter Hauptmann, Verlag W. Wächter, im Berliner Gartenfreund 3-2013