Wildbiene des Monats Juni
Frühe Ziest-Schlürfbiene
Weibchen mit "Pollenspeicher" am Hinterbein.
Eines ist sicher, diese Biene hat einen komplizierten Namen und sie trinkt gerne Nektar von Ziesten. Sie ist darauf als Nahrungsquelle „spezialisiert“ und ihr Überleben hängt damit auch von dieser Pflanzengruppe ab. Zieste sind aufrechte krautige Gewächse und gehören zu den Lippenblütlern. Gartenfreunde kennen vielleicht manche Arten wie den Aufrechten Ziest, Heilziest, Ackerziest oder Waldziest.
Unsere schlürfende Feinschmeckerin fliegt nur von Juni bis Juli, schreibt die Stiftung für Mensch und Umwelt. Sie mag dabei trockene Standtorte wie Magerrasen, Waldsäume und Brachen. Sie ist mit 8–10 mm Länge eine von den kleinen Bienen. Sie ist die Juni-Biene in unserer Reihe "Wildbiene des Monats", in der die Berliner Gartenfreunde zusammen mit der Stiftung für Mensch und Umwelt Wildbienen vorstellen.
Damen mit Erntehörnchen
Männchen und Weibchen der Frühen Ziest-Schlürfbiene unterscheiden sich laut Stiftung etwas im Aussehen Die Männchen haben etwas längere Fühler und erscheinen im Juni etwas früher als die Weibchen. Die Damen der Frühen Ziest-Schlürfbiene haben relativ kurze Fühler und zusätzlich am Kopf borstige „Erntehörnchen“. Sie können damit hörbare Summ-Impulse an kleinen Blüten erzeugen. Dadurch kommen die Staubblätter in Schwingung und der Blütenpollen fällt leichter heraus. „Am liebsten machen sie das am Aufrechten Ziest“, weiß Dominik Jentzsch, Bienenexperte der Stiftung, zu berichten. Im Nachgang bürsten sie dann den Pollen mit ihren Vorder- und Mittelbeinen zu den Hinterbeinen, dort ist ihr Pollenspeicher.
Männchen der Frühen Ziest-Schlürfbiene.
Kurze Lebenszeit
Die seltene Art ist vielerorts vom Aussterben bedroht. „Ein Grund mehr die Biene zu hier porträtieren“, erklärt der Bienenfachmann. Sie habe in den vier Wochen ihrer Lebenszeit ein reichliches Programm zu absolvieren: Nach der Paarung muss sie ihr Nest in selbstgegrabenen Hohlräumen anlegen, Eier legen, die Brutzellen mit Proviant für ihre Nachkommen versorgen und anschließend verschließen. Ihr Nachwuchs überwintert dann als Ruhelarven und kommt erst im nächsten Jahr als Wildbiene zum Vorschein.
Was können wir tun?
Zum Überleben brauchen die Ziest-Schlürfbienen Nistplätze, Nistmaterial und ausreichend Nahrung, schreibt die Stiftung. Jedoch sind durch die Zerstörung ihrer Lebensräume auch ihre letzten Bestände zunehmend gefährdet. Die Verbreitungskarte dieser Bienen finden Leser*innen unten als PDF.
Zur konkreten Hilfe bittet die Stiftungskampagne „Deutschland summt!“ um Folgendes:
- Mähen Sie spät oder auch Jahr um Jahr nicht ihre Wiesen und Bankette. Wo immer möglich, lassen Sie einzelne Bereiche über den Winter stehen, im besten Fall sogar über das zweite Jahr hinaus.
- Pflanzen Sie unseren einheimischen Aufrechten Ziest. Achten Sie dabei auf die Herkunft der Stauden.
- Vermeiden Sie da, wo Sie Zugriff haben, dass alle offenen Bodenflächen zuwachsen. Besonders die lückigen Mager- und Trockenrasenstandorte werden von einem Großteil der Wildbienen gerne als Nistort genutzt.
Mehr Informationen über bienenfreundliche Strukturen finden interessierte Leser*innen unter „Allgemeines“ auf www.deutschland-summt.de.
Dr. Marion Kwart
Landesverband Berlin der Gartenfreunde, Öffentlichkeitsarbeit
Fotos (Ausschnitte): Heinz Wiesbauer
Dieser Artikel ist auch im 'Berliner Gartenfreund' (Juni-Heft 2021, Seite 6/26) erschienen . Leider sind dort die Bilder vertauscht worden.