Verfasst am 05.06.2020 um 10:04 Uhr

Gemeinsam durch eine außergewöhnliche fordernde Zeit   

Von Michael Matthei   

Werte Gartenfreunde, 


die zurückliegenden Wochen haben jedem von uns viel abverlangt. Einsatzbereitschaft, Solidarität, Toleranz – diese und andere Werte werden ihren großen aktuellen Stellenwert auch in den kommenden Monaten nicht verlieren.

Unter den vielen Menschen, die sich im Rahmen ihrer beruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten dem Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus stellen, waren und sind auch viele Berliner Kleingärtnerinnen und Kleingärtner. Ihnen gilt an dieser Stelle mein besonderer Dank und die Hochachtung des gesamten Vorstandes für ihren unermüdlichen Einsatz in der aktuellen Krisensituation.

In besonderem Maße herausgefordert sind wir derzeit aber alle. Der wochenlange Stillstand in weiten Teilen des gesellschaftlichen Lebens hat zu großen wirtschaftlichen Einschränkungen geführt, die trotz Soforthilfen für manch einen von uns sogar existenzbedrohend sind. Auch Überforderung in der Familie und die Auswirkungen sozialer Isolation machen vielen zu schaffen und übersteigen mitunter sogar die Kräfte einzelner Menschen.

In dieser Situation erweist es sich als besonderes Glück, einen Kleingarten bewirtschaften zu dürfen. In einer Zeit von Social Distancing und politisch verordneten Kontaktbeschränkungen sind Kleingärten Orte, in denen man sich ungefährdeter als in Parks oder anderen öffentlichen Anlagen in der freien Natur aufhalten kann. Senioren und Familien mit Kindern wissen diesen Ausgleich für die Auswirkungen der räumlichen Enge in den Wohnungen und das ein oder andere Gespräch über den Gartenzaun derzeit besonders zu schätzen: Für rund 300.000 Nutzer sind die Berliner Kleingärten auch ein Ort der Vermeidung von unnötigen Kontakten.


Traditionell hat das Kleingartenwesen in den Krisenzeiten unserer Stadt stets eine besondere Funktion: In diesem Jahr wird der eigenen Versorgung durch den kleingärtnerischen Anbau eine strategisch besonders wichtige Bedeutung zukommen. Dazu müssen wir uns jetzt mehr denn je an die Vorgaben des Bundeskleingartengesetzes halten und den Anbau von Obst und Gemüse weiter forcieren. Bitte denken Sie immer daran, dass wir mit unserer kleingärtnerischen Nutzung in den bevorstehenden Monaten ein wichtiges Instrument zu unserer eigenen und familiären Versorgung besitzen – gegebenenfalls auch darüber hinaus.


Eine große Bedeutung kommt in der gegenwärtigen Situation auch dem Ehrenamt zu. Mit ihrem selbstlosen und unentgeltlichen Engagement halten derzeit Hunderttausende unser Gemeinwesen zusammen und am Laufen. Auch in den Kleingartenvereinen gilt, dass angebotene Hilfe, Unterstützung und Tatkraft – und seien sie noch so klein – unverzichtbar sind. Denn je mehr Menschen helfen und sich der aktuellen Herausforderung stellen, umso besser werden wir durch diese schwere Zeit kommen.


Bedenken wir, dass unser Gemeinwesen nichts anderes ist als eine große Familie, zu deren Wohlergehen jeder beitragen kann. Zeigen wir, dass wir nicht nur als Kleingärtner zusammenstehen, sondern mit der gleichen Entschlossenheit jeder von uns bereit ist, seinen Beitrag zur Überwindung der aktuellen Krise zu leisten.


Die Berliner Kleingärtner waren immer bereit, Verantwortung zu übernehmen. Bleiben wir dieser Tradition gemeinsam treu und bleiben Sie und Ihre Lieben gesund!


Michael Matthei

Präsident des Landesverbands Berlin der Gartenfreunde e. V.




Der Textbeitrag ist als Editorial in der Mai-Ausgabe 2020 der Verbandszeitschrift 'Berliner Gartenfreund' erschienen. 

Fotos hier: Pixabay