Verfasst am 22.06.2018 um 12:23 Uhr

Kleingärten: Oasen in Berlin

Wie sie ihre Gärten hegen und pflegen, mit den Nachbarn gemeinsam feiern und sich Sorgen um ihre Parzellen machen, und sich dennoch zu jeder Zeit mit Rat und Tat zur Seite stehen, berichten Berliner Gartenfreunde immer wieder gern bei einem Plausch über den Gartenzaun. Zuhörer und Zuschauer sind herzlich eingeladen. 



Zur Linde: Kleingartenoase und dennoch S-Bahn hautnah

Foto: Ursula Seriot

Die Gartensaison ist in vollem Gange, die Berliner Kleingärtner haben die grünen Stadt-Oasen für die Besucher hergerichtet. Auf ihren Parzellen haben sie gesät und gepflanzt, die Obstbäume beschnitten und die Gartenstühle abgebürstet. In den kommenden Wochen und Monaten wollen sie zusammen mit den Berlinerinnen und Berlinern die Sommersaison im Grünen genießen. Dazu laden viele Vereine zu Kinder- und Sommerfesten oder einfach zu Bowle unter Bäumen ein. So etwa die Kleingartenanlagen Am Stadtpark 1 in Wilmersdorf und Zur Linde in Baumschulenweg. Über ihre Vereinsgeschichte und die geplanten Feierlichkeiten für jedermann berichten sie in dem gemeinschaftlich von Tip und Zitty erarbeiteten und aktuell erschienen Sonderheft „Sommer in Berlin“.

Paradies in der Anlage Sonnenbad; Foto: ZDF

Dafür stehen Kleingärten in Berlin

Fragt man die Gartenfreunde nach dem wichtigsten, das sie mit ihrem Kleingarten verbinden, dann hört man meist die gleichen Stichworte: Paradies in der Großstadt, Familienglück, Vereinsleben, Erholung vom Arbeitsalltag und freundliche Nachbarn. Die Türen ganz weit geöffnet für ein Team der ZDF-Sendereihe Drehscheibe  haben im Sommer 2017 die Kleingartenanlagen Sonnenbad in Schöneberg, Grüner Grund in Lichtenberg, Rehberge in Wedding, Feuchter Winkel in Weißensee und Friedrichshall in Wilmersdorf.






Kleingartenanlage Freies Land; Foto: RBB

Die jungen Kleingärtner

In den Berliner grünen Oasen geht es längst nicht mehr so spießig, wie gedacht, zu. In zahlreichen Kleingartenanlagen findet seit einigen Jahren ein regelrechter Generationswechsel statt, wie die RBB-Abendshow am 3. Mai etwa am Beispiel der Kleingartenanlage Freies Land in Weißensee wahrgenommen hat. Robby und Christian laden zum Rundgang durch den Garten ein.

Sommerfest 2015 in Oeynhausen: Bevor die Hälfte der Anlage einem Wohnungsbau weichen mußte; 

Foto: KGA Oyenhausen

Bedrohte Oasen in Berlin

Bei aller Freude, in den Berliner Kleingärten scheint nicht nur die Sonne, sondern ziehen auch – bildlich gesprochen – allmählich Wolken auf. Viele Gartenfreunde befürchten, dass die Tage ihrer grünen Oasen gezählt sind und sie über kurz oder lang Luxus-Wohnungen weichen müssen. Welch großer Verlust an sozialem Zusammenhalt, an Erholungs- und Lebensqualität, Biodiversität und Stätten der Naturbildung die Abräumung von Kleingartenflächen für alle Berliner bedeuten würde, erläutern sie bei verschiedenen Gelegenheiten. So hat sich etwa die Vorsitzende der Kleingartenanlage Oeynhausen in Wilmersdorf, Heidemarie Kaap, am 3. Mai in der Sendung RBB-Abendshow mit dem Immobilienentwickler Arne Piepgras und seiner Forderung, die Kleingärtner mögen allesamt nach Brandenburg ausweichen, auseinandergesetzt. Im Jahre 2016 musste sie miterleben, wie rund 150 Parzellen, das war die Hälfte der Kleingartenanlage samt Festwiese und Vereinsheim, zugunsten eines Wohnkomplexes abgeräumt wurden.


Gert Schoppa, Schatzmeister des Landesverbandes Berlin der Gartenfreunde, war am 4. Mai zu Gast in der RBB-Sendung „Kulturradio am Mittag“ und stellte sich zusammen mit dem Tagesspiegel-Redakteur Gerd Nowakowski den Fragen der Zuhörer und der Moderatorin zum Thema „Sollen Schrebergärten als Baufläche genutzt werden?“ Darüber hinaus stand Gert Schoppa am 16. Mai Ingo Hoppe in der Sendung „Dein Vormittag“ unter dem Titel „Kleingarten in Berlin“ Rede und Antwort. 


Die Hörer von Inforadio des RBB konnten am 22. Juni in einer Reportage "Lauben ohne Zukunft? aus der Neuköllner Kleingartenanlage Freiheit hören, was sie den Bewohnern der umliegenden Kieze zu bieten hat: Vor allem der Naturlehrpfad zieht viele Nachbarn und Kinder an. Gartenfreund Michael Jubelt erwähnt die zahlreichen Gartennachbarn mit nichtdeutscher Herkunft, die gemeinsam im Verein die Parzellen bewirtschaften und das Gefühl von Freiheit innmitten der Großstadt genießen. Manfred Hopp, Vizepräsident des Landesverbandes Berlin der Gartenfreunde, formuliert die Bedenken: Ganz ohne Verluste für die Kleingärtner wird Stadtentwicklung wohl nicht gehen, der Flächendruck sei einfach zu groß. 


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