Verfasst am 13.06.2022 um 14:31 Uhr

Vom Lokus über’n Kompost ab in die Beete    

Schreberjugend hat sich eine umweltfreundliche Trockentoilette gebaut    

Funktioniert ohne Wasser und Chemie: Die Trockentoilette der Schreberjugend. 

Trockentoilette. Bioklo. Humustoilette. Trenntoilette. Hundertwasserklosett. Viele Namen. Letztendlich bedeutet es nur: Ein stilles Örtchen ohne Wasserspülung. Jaja, böse Zungen würden auch von einem Plumpsklo reden. Das stimmt aber nur bedingt. Gut: Es kann durchaus plumpsen.


Um mal gleich den Durst nach unnützem Wissen zu löschen: Ein gewisser Herr Friedensreich Hundertwasser erfüllte sich einen Traum vom Leben und Arbeiten in der Natur. In Neuseeland baute er sich die ein oder andere Trockentoilette – hier und da und je nachdem, wo er gerade sesshaftwar. Damit war Hundertwasser seiner Zeit voraus und „ein Pionier der Trockentoilette, der die Wasserverschwendung satthatte“, so wird er heute gewürdigt. Selbst auf die „Lüftung“ verzichtete Hundertwasser, weil sich der Verbrauch von Strom mit dem Grundgedanken dieser alternativen Lösung schwer vereinbaren ließ. Seine Baupläne stellte er sogar der Allgemeinheit zur Verfügung.


Selbstgebaurt - und die Kinder des Kids-Kiezgartens haben mitgearbeitet. 

Was ist eine Trockentoilette? 

Wie schon erwähnt: Sie funktioniert ohne Wasser. Und ohne Chemie. Der Urin und der Feststoff werden in getrennten Behältern separat „aufgefangen“. Beides kann dann wieder dem natürlichen Kreislauf zugefügt werden. Der Urin, der reich an Stickstoff ist, wird verdünnt und man kann ihn zur Düngung nutzen. Der Feststoff wird irgendwann Humus und man kann ihn ebenfalls in die Beete geben. Die WHO empfiehlt hierbei eine „Liegezeit“ von zwei Jahren, wobei sich die Nutzung von Ausscheidungen kranker Menschen von selbst verbietet.


Für Rosen reicht es allemal

Mancher würgt jetzt vielleicht – aber hey, ganz ehrlich: Ob man nun Pferdemist in die Erde mischt oder seine eigenen Hinterlassenschaften – das Ergebnis spricht letztendlich für sich. Für die Rosen reicht es allemal.


Viele Befürworter des Wasserklosetts mögen jetzt einwerfen, dass es unheimlich geruchsintensiv sein muss und man mit einer Fliegenplage zu kämpfen hat. Auch hier muss man sagen: Dem ist nicht so. Dass es nicht stinkt, liegt daran, dass sich bei der Trockentoilette – im Gegensatz zum Plumpsklo – Urin und Feststoff nicht vermischen und demzufolge keine Gärprozesse entstehen, bei denen Ammoniak freigesetzt wird.

Flüssige und feste Ausscheidungen werden getrennt aufgefangen. Der Feststoff wird irgendwann Humus und man kann ihn ebenfalls in die Beete geben. Die WHO empfiehlt hierbei eine „Liegezeit“ von zwei Jahren.

Gewusst wie beim Geschäftemachen

Gibt man nach seinem „Geschäft“ ein Substrat bei, bindet dieses die Ausscheidungen und fördert die Kompostierung. Als Substrat taugen Stroh, Sägespäne, Rindenmulch und auch Asche. Darüber hinaus ist es empfehlenswert, gleich etwas Substrat in den Eimer zu werfen. Das Ausleeren der Behälter richtet sich nach Nutzung und Intensität. Der Zersetzungsprozess dauert durchaus. Allerdings, so die Erfahrungswerte, muss der Eimer eher selten entleert werden. Zugleich empfiehlt es sich, hierfür einen separaten Kompost anzulegen.


Die Kosten für dieses besondere „stille Örtchen“: Je nachdem, was man möchte – so viel bezahlt man. Ab 300 Euro kann man schon eine fertige Trockentoilette haben. Wenn man alles vorrätig hat und eher sparsam und nachhaltig agieren möchte – dann kann so eine Trockentoilette auch fast gar nichts kosten.


Exemplar zum Nulltarif

So eine Trockentoilette haben wir für unseren Kids-Kiezgarten in Pankow gebaut. Dazu haben wir einen Einsatz plus Kanister und 10-Liter-Eimer für insgesamt ca. 120 Euro besorgt. Das Holz war vorrätig. Loch in die Platte, Einsatz rein, Urinbehälter ran, Eimer runter – fertig ist das Klo. Damit es nicht ganz so dröge aussieht, kann man es gerne anmalen. Ja. Die Klobrille fehlt noch und gleichermaßen auch ein separates Hüttchen.


Die Null-Euro-Variante, die wir in unserem Kids-Garten errichtet haben, beinhaltet eine Holzkiste, die man ggf. aus Resten baut. Ein Loch in die „Sitz-Platte“ sägen. Zwei Behältnisse, die man übereinander stapeln kann, kommen unter das Loch. Das obere Behältnis bekommt Löcher reingebohrt, sodass der Urin in das untere ablaufen kann. Wahlweise kann man auch Führungsschienen an die Innenwände der Kiste anbringen und diese für das obere Behältnis in einem kleinen Winkel anbringen – der Ablauf des Urins würde damit begünstigt werden. Schön, dass der Ort der Notdurft nicht nur nachhaltig, sondern auch individuell sein kann.


Um noch einmal auf Herrn Hundertwasser zurückzukommen: Seine 1999 erbaute Toilette in Kawakawa (Neuseeland) wird inzwischen deutlich mehr fotografiert als genutzt.


Kai P. Pchalek, Deutsche Schreberjugend, Landesverband Berlin, www.schreberjugend-berlin.de


Fotos: Sonnenhaus Berlin


Information zu Trenntoiletten u.a. auf www.kildwick.com und www.trenntoilette4you.de


Dieser Artikel ist im Regionalteil Berlin der Verbandszeitschrift Gartenfreund, Juni 2022, Seite 6/21, erschienen.