Nachdem es in den vergangenen Jahren aufgrund der Pandemie und krankheitsbedingt still geworden war um die Wilhelm-Naulin-Stiftung, hat sich im November 2021 ein neues Kuratorium formiert. Mit frischen Ideen und überarbeiteter Schwerpunktsetzung will es dem Kleingartenwesen in Berlin und Brandenburg und weit darüber hinaus Gehör verschaffen. Die Gartenfreund-Redaktion sprach mit Jürgen Naulin, Vizepräsident und Enkel von Wilhelm Naulin, sowie der neuen Kuratoriums-Vorsitzenden Viola Kleinau und dem frisch gewählten Schatzmeister Ralf-Jürgen Krüger über den geplanten Neuanfang.
Worin sehen Sie aktuell die Aufgabe der Wilhelm-Naulin-Stiftung?
Jürgen Naulin: Das Stiftungsziel besteht nach wie vor darin, das Kleingartenwesen in der Öffentlichkeit präsenter zu machen und besondere Erfolge herauszustellen. Sichtbarstes Zeichen ist die Verleihung der Wilhelm-Naulin-Plakette, mit der besondere Verdienste um das Kleingartenwesen in Berlin und Brandenburg gewürdigt werden.
Die Wilhelm-Naulin-Plakette gilt als eine der höchsten Anerkennungen für Verdienste im Kleingartenwesen in Berlin und Brandenburg. Nach einem jährlichen Rhythmus ist sie zuletzt 2016 verliehen worden. Soll diese Tradition jetzt wiederaufgenommen werden?
Jürgen Naulin: Unbedingt! Aufgrund der Pandemie, aber auch aus Krankheits- und Altersgründen wurde in den vergangenen Jahren keine Plakette mehr verliehen. Wir sind sehr bestrebt, dass es in diesem Jahr weitergeht. Die entstandene Pause wollen wir dafür nutzen, die Verleihung der Plakette mit neuen Inhalten und Ideen zu versehen. Wir stehen gewissermaßen vor einem Neuanfang.
Mit welchen Inhalten und Ideen wollen Sie diesen Neuanfang vollziehen?
Viola Kleinau: Das Kuratorium besteht in dieser Zusammensetzung erst seit kurzer Zeit und wir haben noch keine Beschlüsse gefasst. Aber wir haben uns bereits Gedanken gemacht und eine Ideensammlung aufgestellt, über die wir in der Februar-Sitzung befinden werden. Wir als Naulin-Stiftung müssen ein starker Partner in Politik und Wissenschaft werden. Unsere Aufgabe wird es sein, Akteure in allen Bereichen zueinander zuführen und Themen aus dem Kleingartenwesen entsprechend voranzutreiben, aufzubereiten und zu präsentieren. Dabei soll es nicht nur um das klassische Kleingartenwesen gehen. Auch die Vernetzung mit Kleingärtnern, Vereinen und Verbänden, die nachhaltige Entwicklung, Fragen des Gemeinwohls oder die Kommunikation sind Themenfelder, die wir Schritt für Schritt abarbeiten wollen.
Ralf-Jürgen Krüger: Bisher wurde die Wilhelm-Naulin-Stiftung in der Öffentlichkeit vor allem wahrgenommen als das Gremium, das einmal jährlich die gleichnamige Plakette an eine Persönlichkeit oder Institution verleiht. Ich denke, unser Auftrag geht weit darüber hinaus. Wir sollten verstärkt jene Initiativen unterstützen, die das Kleingartenwesen in Berlin und Brandenburg vorantreiben. Darum ist mein Vorschlag, jetzt erst einmal nicht darüber nachzudenken, wen man als nächstes ehren kann, sondern nach interessanten Projekten Ausschau zu halten, die wir gern fördern möchten.
Jürgen Naulin: Innerhalb des Gremiums werden wir uns auch darüber verständigen müssen, welchen Inhalt die Projekte haben sollen, die wir unterstützen. Soll es sich nur um ökologisch ausgerichtete Initiativen, beispielsweise zum Insektenschutz, handeln oder auch um solche, die den sozialen Aspekt von Kleingartenanlagen zum Inhalt haben? Diese Kombination zu fördern und Projekte zu finden, die beide Aspekte vereinen, das wäre eine Idee, die wir besprechen sollten.
Die Wilhelm-Naulin-Stiftung ist mit ihrem Stiftungsziel der Förderung und Erhaltung des Kleingarten- und Siedlungsgedankens sowie der Erweiterung von städtischen Grünflächen nicht nur in Berlin aktiv, sondern auch im Land Brandenburg. Wie wird es Ihnen gelingen, sich einen Überblick über die vielfältigen Projekte zu verschaffen?
Viola Kleinau: Angesichts der Vielzahl der sozialen und ökolo gischen Projekte in beiden Ländern ist das in der Tat eine Herausforderung. In den Kleingartenanlagen in Berlin und Brandenburg befinden sich derzeit allein über 50 Projekte in Gründung. Die laufenden Initiativen sind da noch nicht einmal mitgezählt. Dies alles zusammenzutragen geht nur mit Unterstützung der Verbände. Aber wenn das Datenmaterial erst einmal vorliegen wird, baut sich der weitere Weg auch entsprechend auf, bin ich mir sicher. Wir streben an, im Februar bereits alles vorliegen zu haben und vielleicht auch schon eine erste Kategorisierung vornehmen zu können. Mit diesem Material können wir uns dann an Entscheider aus Politik und Gesellschaft wenden und sie für die unterschiedlichen Schwerpunkte sensibilisieren und vielleicht sogar begeistern.
Herr Naulin, als Enkel von Wilhelm Naulin vertreten Sie im Kuratorium die Familie des Stiftungsgründers. Sie haben Ihren Großvater ja selbst noch kennen gelernt und können einschätzen, ob die Arbeit in seinem Sinne fortgeführt wird.
Jürgen Naulin: Mein Großvater hat immer um das Bestehen von Kleingärten gekämpft und darum, dass Wohnungsbau und der Fortbestand von Kleingärten kein Widerspruch sein dürfen. Um das zu erreichen, musste er die jeweils Verantwortlichen an einen Tisch bringen und eine gemeinsame Basis finden. Das ist natürlich weiterhin wichtig, aber ich sehe darin nicht die Aufgabe der Stiftung, sondern der jeweiligen Landesverbände. Wir können sie aber unterstützen, indem wir die Wichtigkeit, die Bedeutung, das Positive des Kleingartenwesens für die Gesellschaft hervorheben, und damit sehe ich uns im Sinne meines Großvaters agieren.
Aber die Zeiten haben sich gewandelt...
Jürgen Naulin: Absolut. Nicht nur in der Politik, sondern auch bei den Kleingärtnern selbst. Darum müssen wir ja auch mitziehen und neue Ideen entwickeln, wie wir das Kleingartenwesen zukunftsfähig präsentieren können. Wie stellen wir uns die Kleingartenanlagen in der Zukunft vor und was muss sich verändern? Das sind Themen, die wir bedenken und langfristig vorantreiben sollten. Jetzt haben wir in Berlin und hoffentlich bald auch in Brandenburg eine Mannschaft zusammengestellt, mit der wir wirklich etwas Neues beginnen können. Im Februar wird der Vorstand vollzählig und arbeitsfähig sein, und gemeinsam werden wir viel erreichen können.
Das Gespräch führte Elke Binas
Das neue Kuratorium der Wilhelm-Naulin Stiftung:
- Vorsitzende des Kuratoriums ist jetzt Viola Kleinau, die Vorsitzende des BV Pankow,
- Als stellvertretender Vorsitzender vertritt Jürgen Naulin, der Enkel von Wilhelm Naulin, die Familie des Stiftungsgründers. Ein zweiter stellvertretender Vorsitzender wird in der Februar-Sitzung des Kuratoriums gewählt,
- Schatzmeister ist Ralf-Jürgen Krüger, ehemaliger Vorsitzender des BV Steglitz,
- Dem Kuratorium gehören weiterhin an: Christian Peschel, stellvertretender Vorsitzender des LV Brandenburg, Beate Wimmer aus der Umweltverwaltung des Berliner Senats, Martina Otto vom brandenburgischen Landwirtschaftsministerium sowie Wolfgang Kuhn, Präsident des Eigenheimerverbands Deutschland. Der LV Brandenburg hat sein Vorstandsmitglied Martin Kreuzberg für das Kuratorium neu nominiert.
Die Stiftung ist per E-Mail an info@wilhelm-naulin-stiftung.de erreichbar. Ein Internetauftritt ist in Vorbereitung.
Dieser Beitrag ist in der Februar-Ausgabe 2022 der Verbandszeitschrift Berliner Gartenfreund erschienen und mit freundlicher Genehmigung des Verlag W. Wächter auch hier online.