Verfasst am 03.04.2017 um 12:00 Uhr

Der lange Weg zur IGA 2017

Die Kleingartenanlage "Am Kienberg" in Berlin-Marzahn befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum IGA-Gelände. Diese Nähe wurde von vielen Pächtern zunächst mit Sorge betrachtet. Dann fiel die Entscheidung, mit der IGA-Parzelle, dem sogenannten Startergarten, Teil der Internationalen Gartenausstellung 2017 zu werden. Der Vereinsvorsitzende Burkhard Träder berichtet, wie sich bei den Vereinsmitgliedern die anfängliche Skepsis gegenüber dem Großevent allmählich in Begeisterung und Unterstützung gewandelt hat. 



Der Kleingartenverein "Am Kienberg e.V." bereitet sich auf die IGA vor. Fotos: Burkhard Träder

Am 13. April 2017 öffnet unser neuer temporärer Nachbar, die Internationale Gartenausstellung Berlin 2017, ihre Tore für vermutlich mehr als zwei Millionen Besucherinnen und Besucher aus nah und fern. Wir gehen davon aus, dass hunderttausende Menschen auch unsere Kleingartenanlage besuchen werden. Ist es nun Fluch oder Segen für einen Kleingartenverein, so viele Besucher „ertragen“ zu müssen? Das war die Frage, mit der sich unser Vereinsvorstand in den zurückliegenden Jahren permanent auseinandersetzen musste.


Um ehrlich zu sein: Wir hatten im Jahr 2012, als durch den Senat die Umentscheidung zur Ausrichtung der IGA 2017 vom Tempelhofer Feld auf die „Gärten der Welt“ fiel, noch nicht einmal gewusst, dass es in Berlin eine IGA geben sollte und wir wussten auch nicht, was IGA wirklich bedeutet. Entsprechend groß war die Skepsis sowohl des Vorstandes als auch der Mitglieder unseres Vereins, denn schnell war klar, dass wir – ob wir es wollten oder nicht – von diesem Großevent betroffen sein werden.


Müssen 2017 die Kleingärtner und ihre Besucher Eintritt bezahlen, wenn sie ihre Gärten aufsuchen wollen? Wird das wild gewachsene Grün als Außengürtel um unsere Kleingartenanlage eventuell gerodet werden? Wird die Artenvielfalt im Wuhletal reduziert oder gar zerstört? Werden wir eine große Lärmbelästigung haben und nicht wissen, wo wir unsere Fahrzeuge für den Besuch des Gartens abstellen können? Zertrampeln die Besucher möglicherweise unsere Wege?


Wir haben als Verein dann schnell mit Unterstützung des Bezirksverbandes entschieden, dass wir nur als Beteiligter wirklich Einfluss ausüben können, um die berechtigten Befürchtungen abzuwenden und gemeinsam Lösungen zu finden. Unsere Anliegen und Ziele hatten wir in einen Kooperationsvertrag gepackt und vor allem Angebote zur Mitgestaltung der IGA 2017 unterbreitet. Heute lässt sich sagen: Dieses Herangehen war genau die Lösung. Wir haben mitgeteilt, wofür wir sind und nicht vordergründig wogegen. In den vergangenen Jahren wurde darüber im Verbandsmagazin Gartenfreund umfangreich und ausgiebig berichtet, wofür ich mich als 1. Vorsitzender des Vereins "Am Kienberg e.V." bedanken möchte.


Schnell wurde den Veranstaltern klar, dass wir ein sehr ernst zu nehmender Nachbar sind und es wurden gemeinsam sehr viele Anstrengungen unternommen, die Fragen der Mitglieder und des Vorstandes in unzähligen Veranstaltungen aus erster Hand zu beantworten. Der gemeinsame Weg unseres Vereins und der IGA Berlin 2017 GmbH ist in meinen Augen vorbildlich, wie bei Großprojekten miteinander erfolgreich kommuniziert werden muss. Es setzt allerdings Handlungsbereitschaft auf allen beteiligten Seiten voraus.


Aus anfänglicher Skepsis ist durch diese Art und Weise des Miteinander-Kommunizierens Unterstützung und sogar Begeisterung für die Ausstellung entstanden. Mehr als ein Drittel der Kleingärtnerfamilien unseres Vereins werden 2017 ihre Parzellen für die Besucherinnen und Besucher der IGA öffnen, viele haben die jüngsten Besucher, Kinder und Jugendliche des IGA-Campus, für ein halbes Jahr auf ihrer Parzelle zu Gast. Innerhalb weniger Stunden waren in unserem Verein weit über eintausend Gartenfreunde-IGA-Tickets verkauft.


Unser Vorstand hat mit den IGA-Vorbereitungen die erneute Erfahrung gemacht, dass alle Fragen der Mitglieder umfassend und offen diskutiert werden müssen, um Unterstützung aus dem Verein zu erhalten. Dazu gehört eine große Portion Transparenz und die Bereitschaft, auch unbequeme Fragen zu akzeptieren. Wir freuen uns darauf, Sie vom 13. April bis zum 15. Oktober 2017 in unserer Kleingartenanlage begrüßen zu dürfen.



Burkhard Träder

Vorsitzender des Kleingartenvereins Am Kienberg e.V.